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Gelungene Aufführung: Die "Comedia Frisingana" im Camerloher-Gymnasium

Dem bedeutendsten Komponisten Freisings, Placidus von Camerloher (1718 – 1782), hat der Landkreis Freising kürzlich ein Festival gewidmet. Camerlohers 300. Geburtstag war Anlass für eine Festakademie samt Opernaufführung: An zwei Abenden war Freisings einzige erhaltene Benediktiner-Oper, die „Comedia Frisingana“, unter der Schirmherrschaft von Landrat Josef Hauner in der Aula des Camerloher-Gymnasiums zu sehen.

 

 

Über 100 Jahre lang, noch bis wenige Wochen vor der Aufführung, hielten Musikwissenschaftler Placidus von Camerloher für den Schöpfer der „Comedia“. Dann jedoch übersetzte Prof. Dr. Wilfried Stroh den lateinischen Text und entdeckte, dass es sich bei dem barocken Musikwerk stattdessen teilweise um ein Freisinger Schulspiel handelt. Freisinger Schulspiele bildeten im 18. Jahrhundert den Höhepunkt und Schluss eines Schuljahres am Benediktiner-Lyceum und wurden in der Aula, dem heutigen Asamsaal, aufgeführt.

 

 

Für die Aufführung der „Comedia Frisingana“ im Camerloher-Gymnasium musizierte die von Sabina Lehrmann gegründete Gruppe „Neue Freisinger Hofmusik“ originalgetreu auf historischen Instrumenten. Unter Leitung von Christoph Eglhuber spielte das Orchester differenziert und ausdrucksstark: Insbesondere Theona Gubba Chkheidze meisterte  schwierige Solopassagen auf der Barockvioline.

 

 

Inhaltlich es um den unbedingten Glauben an Gott: Idololatria, die Gottlosigkeit, versucht mit ihren Genossinnen Crudelitats, Tyrannis und Minae, die christliche Seele vom Glauben abzubringen. Trotz vieler Drohungen gelingt dies nicht. Thema ist unter anderem die Glaubensprüfung Abrahams, der seinen Sohn Isaak Gott als Opfer darbringen soll.

 

So anspruchsvoll wie die Instrumentalmusik waren auch die Gesangspartien. Roswitha Schmelzl glänzte mit reinem Sopran und virtuosen Solokadenzen. Bemerkenswert war auch der tiefe Ausdruck des machtlosen Vaters und die klare Artikulation von Benedikt Eder als Abraham. Durch seine diabolischen Affekte in Gesang und Gestik Benedikt Heggemann überzeugte als Allegorie der Idololatria (Gottlosigkeit). Weil die Darstellerin der Fides (Glaube) und des Isaak wegen Krankheit ausfiel, sprang Talia Or kurzfristig ein und sang die schwierigen Partien vom Pult aus mit tragender Altstimme. Die Regisseurin Jadwiga Nowaczek übernahm die Darstellung der beiden Figuren mit barocken tänzerischen Einlagen.

 

 

Das Gesamtwerk der „Comedia Frisingana“ bestand ursprünglich aus einem Sprechtheater und einer gesungenen Oper. Textdichter ist der Weihenstephaner Benediktinerpater und Professor für Rhetorik, Gabriel Liebheit. Die Musik stammt indes vom Münchner Hoforganisten und Komponisten Joseph Petrus Lapiér. Die Freisinger Uraufführung fand 1739 im Beisein des Fürstbischofs und Kardinals Johann Theodor von Bayern im heutigen Asamsaal statt.

 

Weil die „Comedia Frisingana“ die einzige, mit Musik und Text vollständig erhaltene altbayerische Schuloper der Barockzeit ist, wurde sie aus dem Dornröschenschlaf geweckt und auf die Bühne gebracht. Regie führte Jadwiga Nowaczek, Expertin für historische Tänze und Barocktheater. In prächtigen, phantasievollen Kostümen agierten die Sängerinnen und Sänger in barocker Gestik.

 

 

Die Festschrift  zur Aufführung, die neue Erkenntnisse zu Leben und Werk des Placidus von Camerloher enthält, ist im Landratsamt Freising gegen eine Schutzgebühr von fünf Euro erhältlich.

Foto: Hartranft

Foto: Hartranft

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