Die Flüchtlingswelle aus der Ukraine wächst rasant an und stellt die Behörden vor immer größere Herausforderungen. Wie dynamisch die Lage derzeit ist, zeigt sich an den Ereignissen, mit denen die Verantwortlichen der Koordinierungsgruppe Ukraine sowie alle damit befassten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landratsamts und der Hilfsorganisationen in den vergangenen Tagen konfrontiert waren. Inzwischen sind 220 Geflüchtete aus dem Kriegsgebiet im Landkreis Freising registriert. 99 davon kamen in der Nacht zum Dienstag in Moosburg an und wurden dort zunächst in der für solche Fälle vorbereitenden Turnhalle der Kastulus-Realschule untergebracht.
Nachdem bereits am Freitag 30 Personen in der Erstaufnahmeeinrichtung angekommen waren, war für Sonntagvormittag ein Bus mit 50 weiteren Flüchtlingen angekündigt. Das Personal für Registrierung, Corona-Test und weitere Betreuung, Unterkünfte und sogar drei freiwillige Dolmetscherinnen waren organisiert. Doch der Bus kam nicht.
Dafür dann am Montag spätabends. Gegen 16.30 Uhr informierte die Regierung von Oberbayern das Landratsamt Freising, dass bis Dienstagmorgen um 8 Uhr rund 1000 Flüchtlinge in die Landkreise abverlegt und etwa 75 Personen „im Laufe des Abends“ in Freising ankommen werden. „Wir wussten zwar nicht wann die Menschen eintreffen, haben aber sofort alles organisiert, damit die Aufnahme reibungslos ablaufen kann“, erzählt Werner Wagensonner, Leiter des Sozialamts am Landratsamt Freising. Gegen 20 Uhr dann die Meldung: In München stehen keine Busse mehr zur Verfügung. „Wir haben dann zwei Busse der eines örtlichen Busunternehmens organisiert, die die Menschen am Münchner Hauptbahnhof abgeholt haben.“
Kurz vor Mitternacht erreichten die Flüchtlinge dann Moosburg – 99 statt 75. Bereit standen erneut die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landratsamts, die die Registrierung übernahmen, sowie eine Dolmetscherin zur Unterstützung. Das Bayerische Rote Kreuz übernahm die Corona-Testungen. Erneut wurden zwei Personen positiv getestet, die mit ihren jeweiligen Familien zunächst in der Erstaufnahmeeinrichtung (Turnhalle der Stadthalle Moosburg) isoliert untergebracht wurden (drei Erwachsene und sieben Kinder).
Alle anderen Flüchtlinge verblieben dann in der Turnhalle der Realschule Moosburg gleich nebenan. Dort wurden sie noch in der Nacht durch die BRK-Bereitschaft Moosburg verpflegt, die am Dienstagmorgen auch für das Frühstück sorgte. Mittags übernahm dann ein Caterer. „Wir haben übrigens auch zwei Hunde und eine Katze aufgenommen“, sagt Kreisbrandrat Manfred Danner. Das Veterinäramt Freising hat diesbezüglich anfallende Aufgaben bereits in die Wege geleitet.
Unterdessen geht die Arbeit am Landratsamt zur Koordination der Ukraine-Krise intensiv weiter. Am Montag errichtete die Führungsgruppe Katastrophenschutz (FüGK) gemeinsam mit der Unterstützungsgruppe örtliche Einsatzleitung (UG ÖEL) eine Stabsstelle in der Klosterbibliothek. Von dort aus werden die zukünftig anfallenden Aufgaben sowie die Verteilung und Unterbringung der Vertriebenen aus der Ukraine geplant und koordiniert. Der bestehende Katastrophenfall aufgrund der Corona-Pandemie wurde um die Krise in der Ukraine erweitert. Seitdem übernehmen die beiden Örtlichen Einsatzleiter, Kreisbrandrat Manfred Danner und Ortsbeauftragter Michael Wüst vom THW die Koordinierung der Helfer von Feuerwehr und THW im Landkreis. Die UG ÖEL wird in den nächsten Tagen und Wochen die Verantwortlichen unterstützen. Seit Montag finden täglich Lagebesprechungen statt, um bestmöglich auf die bestehende Krise reagieren zu können.
Wann die jetzt in Moosburg untergebrachten Personen in andere Unterkünfte umziehen können, steht noch nicht fest. Die Suche und Prüfung geeigneter Objekte geht unvermindert weiter. Es gibt inzwischen schon einige Plätze, doch wie lange diese reichen werden, muss sich erst zeigen. Zur Sicherheit wird am Dienstagabend die Turnhalle der Realschule Eching ebenfalls in eine Flüchtlingsunterkunft verwandelt, in der rund 250 Betten stehen können. Hier sind die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer von Feuerwehr, BRK, THW und Johannitern erneut gefragt. Die nächsten Busse mit aus dem Kriegsgebiet geflüchteten Menschen sind bereits angekündigt.