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Abenteuer Vergangenheit

Auf der Suche nach einem Ort, an dem es sich gut leben lässt, waren die Menschen auch schon vor Tausenden von Jahren. Auf ihre Spur begibt sich der Archäologische Verein - mit zum Teil sensationellen Entdeckungen.

 

Das älteste Fundstück ist ein Faustkeil aus Feuerstein, der aus der Zeit der Neandertaler stammt. Sein Alter wird auf ca. 100.000 Jahre geschätzt. Auch aus der mittleren Steinzeit ab 10.000 v. Chr. tauchten in den letzten Jahrzehnten immer wieder Steinwerkzeuge auf. Es waren Jäger und Sammler, die zum Ende der Eiszeit durch unsere Gegend streiften, hier in den warmen Sommermonaten ihre Freilandstationen hatten und dabei gelegentlich an den Flussrändern Steinwerkzeuge verloren.

 

So richtig los ging es mit der Besiedelung unseres Landkreises um 6.000 v. Chr., als Bauern auf ihrer Wanderschaft entlang von Isar und Amper in unseren heutigen Landkreis vordrangen und hier günstige Siedlungsplätze suchten. Sie fanden sie offensichtlich reichlich auf den Lössflächen an den Fluss- und Bachläufen nördlich von Freising. Und die Hobbyarchäologen spürten diese Niederlassungen unserer Vorfahren auf. Schwerpunkt ist der Raum um Moosburg. Hier haben Ausgräber des Archäologischen Vereins großflächig Siedlungen von der ältesten Bandkeramik bis zur Glockenbecherkultur ausgegraben und dabei einmalige Funde geborgen. Ein dichtes Netz derartiger jungsteinzeitlicher Siedlungen war nicht erwartet worden. Die Funde aus dieser Epoche vermitteln uns ein hohes technisches wie künstlerisches Niveau der Steinzeitmenschen. Auch der durch Grabungen nachgewiesene Hausbau verrät das erstaunliche Geschick der damaligen Menschen, die mit einfachen Steinbeilen und anderen Steinwerkzeugen Häuser von beachtlichen Ausmaßen erstellten. Das größte bisher im Landkreis Freising ausgegrabene Haus aus dieser Zeit hat eine Länge von 34 Metern und eine Breite von sieben Metern.

 

Ein paar hundert Jahre jünger ist der sog. „Hochzeitsbecher“ von Murr bei Moosburg. Er ist ein Glanzstück aus dieser Zeit und eine sensationelle Entdeckung für die Archäologen aus dem Landkreis Freising. Der Becher zeigt auf der Gefäßwand ein eingehakt schreitendes Paar in Ritzzeichnung und wurde um 4500 v. Chr. hergestellt.

 

In der Bronzezeit (ca. 2300 - 800 v. Chr.) erlebte der Landkreis Freising einen Höhepunkt vorgeschichtlicher Siedlungstätigkeit. Erstmals war man in der Lage, Bronze zu gießen und daraus Geräte, Waffen und Schmuck herzustellen. Es bildeten sich Eliten heraus und mit ihnen eine reiche und mächtige Führungsschicht. Die Stellung dieser Schicht äußert sich in markanten Höhensiedlungen wie dem Freisinger Domberg, der seit dem Beginn der Bronzezeit intensiv bewohnt war.

 

Bernstorf bei Kranzberg: Die Stadt aus der Bronzezeit

Hoch über dem Ampertal befand sich in der Bronzezeit bei Bernstorf (Gemeinde Kranzberg) eine bedeutende Burg. Sie war mit einer Holzmauer und Grabensystemen befestigt. Durch eine Jahresringdatierung der Bauhölzer lässt sich ein Errichtungsdatum um 1370 v. Chr. ermitteln. Die Mauer wurde aus einem engen Rahmenwerk übereinander liegender Hölzer errichtet. Sie war an der Frontseite mit Lehm verputzt. Die Befestigung und die Siedlung gingen nur kurze Zeit später nach einem verheerenden Brand zugrunde. Die Burganlage wurde im 20. Jahrhundert zum größten Teil durch den Betrieb einer Kiesgrube beseitigt. Dadurch sind kaum Einzelheiten über die Siedlung bekannt. Ihre einstige überregionale Bedeutung lässt sich vor allem aus den wenigen von dort stammenden Funden ableiten. Hierzu zählen neben dem Goldfund auch zwei gravierte Bernsteinstücke. Eines davon, ein Siegel, trägt eine Ritzung in mykenischer Schrift.

 

Der Goldfund von Bernstorf wurde 1998 von Hobbyarchäologen in einer Rodung entdeckt. Durch sofortige Fundmeldung konnte die Mehrzahl der Objekte von der Archäologischen Staatssammlung geborgen werden.

 

Die geborgenen Goldbleche stellen eine nahezu vollständige Tracht-Ausstattung der Bronzezeit dar, mit Kopfschmuck, Brustschmuck, Gürtel und Nadel. Hinzu kommt ein Stab als besonderes Zeremonialgerät. Die Ausstattung wurde als komplettes Ensemble aus einzelnen 2,5 cm breiten Blechen im mitteleuropäischen Bereich gefertigt. Sie ist relativ einfach gearbeitet, die Verzierungen drückte der Goldschmied mit Knochen- oder Holzwerkzeugen ein. Das verwendete Gold ist nahezu rein, fast ohne Silber- und Kupferbeimengung. Da solches Gold in der Natur nicht vorkommt, muss es geläutert worden sein. Dieser Prozess ist in der Antike belegt und wird als Zementationsverfahren bezeichnet. Die ältesten Belege für dieses Verfahren stammen aus Ägypten. Die Vermutung liegt nahe, dass das Bernstorfer Gold von dort stammt.

 

Da der Schmuck sehr fragil und für den Alltagsgebrauch ungeeignet ist, war er einst wohl die Ausstattung eines Kultbildes. Vorbilder dafür lassen sich im mykenisch-minoischen Bereich finden. Es sind abstrakte Kultbilder, an denen oft Objekte aus anderem Material, z. B. Locken angebracht wurden. Wie später die klassischen figürlichen Kultbilder bekleidete man sie mit vornehmen, geweihten Gewändern.

 

Das spektakulärste Stück des Kultbildes ist ein kronenartiges Diadem, das als älteste „Krone“ Bayerns gelten kann. Die Idee des Bernstorfer Diadems geht auf direkte Vorbilder aus dem Mittelmeerraum zurück: jedem bekannt durch die großen, von Schliemann ausgegrabenen Diademe der „Königsgräber“ von Mykene.

 

Bei der Bergung der Funde ließ sich der Nachweis erbringen, dass ursprünglich wohl sämtliche Objekte vor einer sorgfältigen Niederlegung zusammengefaltet und in kleine Tonhüllen eingebettet wurden. Diese Behandlung erinnert an Weihungen in mediterranen Tempelbezirken. Weshalb man die Reste des Ornates in der Erde vergrub, ist unbekannt. Brandspuren auf dem Gold und ein verkohlter Holzrest lassen einen Zusammenhang mit dem Brand der Burgmauer vermuten.

 

Bernstorf war offensichtlich ein Kultplatz, Wirtschafts- und Handelzentrum der europäischen Bronzezeit und war mit einer Göße von ca. 15 Hektar die größte Befestigung nördlich der Alpen dieser Zeit. Die Funde geben einen Einblick in Kulturbeziehungen zu der mediterranen Welt einerseits und dem Ostseeraum andererseits, wie sie in dieser Deutlichkeit bisher noch nicht nachgewiesen werden konnten.

 

Wegen der großen Bedeutung dieser stadtähnlichen Siedlung für ganz Europa entstand in Kranzberg am Pantaleonsberg das Bronzezeit – Bayern Museum. Hier soll die Europäische Bronzezeit ausgehend vom Modell Siedlungskammer Isar/Amper/Donau mit den Verbindungen nach Asien und Ägypten dargestellt werden. Kernelement des Museums sind dreidimensionale archäologische Rekonstruktionen, welche die Zeit vor 3.500 Jahren wieder auferstehen lassen und erlebbar machen.

 

"Mons doctus" - Berg der Gelehrsamkeit

Die anschließende Keltenzeit ist ebenfalls durch zahlreiche Fundstellen nachgewiesen. Größere Grabungen dazu fanden im südlichen Landkreis, vor allem im Raum Eching-Neufahrn statt. Zur Römerzeit war genau diese Gegend ein bedeutender Verkehrsknotenpunkt. Drei große Straßenzüge von Süden, Westen und Norden kommend stießen hier zusammen. Der Abzug der Römer führte nicht zur Aufgabe der Siedlungen. Vielmehr wurden die Verkehrs- und Verwaltungsstrukturen von den nachfolgenden Bajuwaren übernommen. 

 

Freising als Bischofsstadt

Mit dem Wirken des fränkischen Wanderbischofs Korbinian beginnt vor fast 1.300 Jahren Freisings Tradition als Bischofsstadt.

 

Im Zuge der Gründung des Bistums Freising durch den Hl. Bonifatius im Jahre 739 n. Chr. wurde der Domberg Bischofssitz. Freising entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte gleichzeitig zu einem souveränen Staat, und auch die Fürstbischöfe, als weltliche und geistliche Oberhäupter, regierten vom Domberg aus.

 

So hieß der Domberg im Mittelalter „mons doctus“ - Berg der Gelehrsamkeit, weil von hier hochgebildete Männer als Bischöfe das Bistum verwalteten. Arbeo (764 - 783) gilt als erster bayerischer Geschichtsschreiber, der die Domschule gründete und die Dombibliothek mit kostbaren Handschriften ausstattete. Bischof Otto I. aus dem kaiserlichen Geschlecht der Babenberger (gest. 1158) zählt zu den größten mittelalterlichen Historikern.

 

Ein verheerender Brand ließ 1159 den Dom und die Stadt in Schutt und Asche sinken. Mit kaiserlicher Hilfe entstand bald darauf der heute noch bestehende romanische Dom, an dem alle Stilepochen weitergearbeitet haben. Zum tausendjährigen Jubiläum wurde das Gotteshaus im Jahre 1724 durch die Asambrüder Cosmas Damian und Ägid Quirin neu gestaltet.

 

Am 23. August 1802 rückten kurbayerische Truppen in Freising ein und besetzten den Domberg und den Weihenstephaner Berg. Am 27. November nahm Kurbayern Freising förmlich in Besitz. Freising war von jetzt an keine Hauptstadt eines souveränen Staates mehr, sondern nur noch eine kleine, bayerische Provinzstadt. Die sich anschließende Säkularisation glich einer Kulturrevolution: Klöster und Stifte wurden aufgehoben, Kirchen und Kapellen als unnütz und entbehrlich niedergerissen, kostbarste Kunstschätze wurden billigst versteigert oder verkauft. Freising war buchstäblich bankrott. Seine Einwohnerzahl soll damals von rund 6.000 auf 3.500 Einwohner gesunken sein.

 

Die Stifte auf dem Domberg und dem Weihenstephaner Berg wurden dem Erdboden gleichgemacht. Die Benediktinerabtei Weihenstephan wurde ebenfalls teilweise abgetragen, und dort, wo einstmals die Mönche in Gebet und Arbeit ein strenges mönchisches Leben führten, haben heute die Technische Universität München und die Fachhochschule ihren Einzug gehalten. Die Gebäude des ehemaligen Prämonstratenserklosters Neustift sind nach ihrer Verwendung als Kaserne und Tuchfabrik vom Landkreis Freising 1979 erworben und zum Landratsamt umgebaut und renoviert worden.

 

 Nur langsam erholte sich Freising von dem schweren Schlag der Säkularisation. 1821 entstand das neue Erzbistum München und Freising mit dem Bischofssitz in München. Auf dem Domberg begann mit dem Priesterseminar, der Philosophisch-Theologischen Hochschule und anderen Schulen und Instituten neues geistliches und geistiges Leben aufzublühen. Seit 1972 ist der Domberg noch Sitz eines Regionalbischofs. Heute finden sich auf dem Domberg neben dem Freisinger Dom weitere bedeutende kulturelle Einrichtungen. Hierzu zählen die Dombibliothek Freising mit dem prachtvollen Barocksaal, das Diözesanmuseum für christliche Kunst als weltweit zweitgrößtes christliches Museum der Welt sowie das Bildungszentrum Kardinal-Döpfner-Haus.

 

Der heutige Landkreis Freising ist in der Hauptsache aus dem Gebiet des Fürstbistums Freising und aus den Landgerichten Kranzberg und Moosburg, die seit dem Mittelalter in den Händen der Wittelsbacher lagen, gewachsen.

 

Moosburg tritt als Benediktinerabtei bereits im Jahre 769 in das Licht der Geschichte. Bischof Egilbert (1005 - 1039) verlegte dieses Benediktinerkloster nach Weihenstephan und ersetzte es durch ein Kollegiatstift.

 

In der romanischen Stiftskirche bildeten die Reliquien des Katakombenheiligen Kastulus einen Anziehungspunkt. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts ließen machtpolitische Erwägungen das gesamte Stift nach Landshut abziehen.

 

Die Grafen von Moosburg waren um ihre aufstrebende Siedlung bis zu ihrem Aussterben im 13. Jahrhundert bemüht. 1331 erhielt Moosburg die Stadtrechte verliehen, und im Laufe der Zeit war dieser Ort gar zum Sitz des herzoglichen Pfleg- und Landgerichts erhoben worden.

 

Heute ist die Stadt Moosburg a. d. Isar ein Mittelzentrum und die Kirchtürme von St. Kastulus und St. Johannes sind die weithin sichtbaren Wahrzeichen der Stadt. Das Kastulusmünster beherbergt mehrere herausragende Kunstwerke des bedeutenden Landshuter Bildhauers Hans Leinberger. Ein Meisterwerk der süddeutschen Spätgotik ist sein hoch aufragender geschnitzter Flügelaltar.

 

Doch auch in zahlreichen anderen Gemeinden des Landkreises Freising ist eine Fülle von Kirchen und Kapellen erhalten, die teilweise als bedeutsame Bauwerke gelten und mit künstlerisch wertvollen Bildwerken ausgestattet sind. Als Beispiele seien nur genannt Airischwand, Allershausen, Großeisenbach, Gelbersdorf, Haag, Hohenkammer, Hörgertshausen, Kirchdorf, Piedendorf, St. Alban und die Wies bei Freising. An die einstige soziale Ordnung und die Hofmarksherren erinnern die Schlösser im Landkreis wie Au, Asch, Haindlfing, Hohenkammer, Inkofen und Isareck.

 

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