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Ausgrabungen im Landkreis Freising im Jahr 2022

Moosburg

Grabungen "Auf dem Plan"

Wie bereits im Vorjahr fanden auch 2022 archäologische Untersuchungen auf dem Moosburger Stadtplatz statt. Ab August wurden weitere Sondagen geöffnet, die Einblicke in den Stadtkern Moosburgs boten. Erneut kamen einige Bestattungen zutage. Besonders war auch hier, ähnlich zu letztem Jahr, die Bestattung einer erwachsenen Person zusammen mit einem wenige Monate alten Neugeborenen. Ebenso konnten erneut frühneuzeitliche Erdöfen und Pfostengruben aufgedeckt werden. Immer wieder waren die archäologischen Befunde durch moderne Leitungsgräben bereits gestört.

 

Auch die archäologische Begleitung in der Herrnstraße in Moosburg wurde 2022 fortgeführt. Durch zahlreiche Umplanungen stellte sich das Bauvorhaben auch dieses Jahr als äußerst komplexe Aufgabe für die Archäologie heraus.

Grabungen "Hudlerhaus"

Im Zuge der Umbaumaßnahmen des alten „Hudlerhauses“ im Stadtkern Moosburgs werden statische Maßnahmen vorgenommen, für die ein tieferer Bodeneingriff notwendig ist. Daher wurden zusätzlich zur Bauforschung am Gebäude selbst mehrere Schürfe zur archäologischen Untersuchung durchgeführt. Wenige Keramikfunde aus den Schnitten konnten eine Datierung der Nutzung ins 15./16. Jahrhundert bestätigen und die bisherigen Kenntnisse zum Haus so gut ergänzen.

Amperauen

Im Neubaugebiet Amperauen in Moosburg wurden auch 2022 weitere Flächen archäologisch begleitet. Da sich das Baugebiet in unmittelbarer Nähe zu einem vor- und frühgeschichtlichen Bodendenkmal befindet und auch auf vorherigen Bauflächen bereits mittelalterliche Siedlungsspuren zutage kamen, war erneut mit Befunden zu rechnen.

 

Knapp 30 Befunde wurden während des Oberbodenabtrags im Bereich der Erschließungsstraßen aufgedeckt, die anhand der Keramik in das späte Mittelalter datieren, also an die Ergebnisse der vorherigen Flächen anschließen.

Sabathiel-Baracke

Immer befassen sich Archäologinnen und Archäologen im Rahmen von Grabungen auch mit der jüngsten Zeitgeschichte. So auch dieses Jahr in Moosburg. Hier bestand während des Zweiten Weltkrieges das Kriegsgefangenenlager Stalag VII A (1939 bis 1945). Während es in den ersten Nachkriegsjahren durch die amerikanische Besatzung als Internierungslager genutzt wurde, siedelten sich ab 1948 Flüchtlinge in diesem Bereich an und eröffneten Betriebe, unter anderem der für die Baracke namensgebende Königsberger Möbelschreiner Sabathiel.

 

Ab 1950 entstand hier die Moosburger Neustadt als Wohngebiet. 2013 wurde die Sabathiel-Baracke – die letzte erhaltene Wohnbaracke des Lagers – vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege unter Denkmalschutz gestellt, nachdem die Stadt Moosburg die Immobilie ankaufte.

 

Zum Schutz der bereits recht beschädigten Bausubstanz wurden Notsicherungsmaßnahmen durchgeführt. Dabei wurde der Bau durch ein mit Folie abgedecktes Stahlgerüst vor weiteren Witterungseinflüssen geschützt. Um zusätzlich den Dachstuhl abzustützen benötigte es mehrere Öffnungen im Fußboden. Unter diesem liegen in einigen Bereichen noch Teile des Fehlbodens unter dem neueren Bodenbelag. 17 kleinere Sondagen wurden so archäologisch begleitet. In mehreren Sondagen konnten noch Reste der Bodenkonstruktion aufgedeckt und dokumentiert werden, Kleinfunde fehlten jedoch.


Mauern

Bauvorgreifend fanden seit Oktober archäologische Untersuchungen im Bereich des neuen Baugebietes „Wollersdorfer Feld II“ in Mauern. Auf einer Fläche von über 3000 m² konnten zahlreiche Pfostengruben und Grubenbefunde aufgedeckt werden, die sich teils zu Hausgrundrissen der Linearbandkeramik (5.400 bis 5.000 v. Chr.) rekonstruieren lassen.

 

Auch die bisherigen Funde an Keramikfragmenten und Silices bestätigen diese Datierung. Dabei zeigten sich enorme Unterschiede in der Erhaltung der Befunde. Manche Pfostengruben waren nur noch wenige Zentimeter tief erhalten. Auch in dieser Kampagne unterstützten Ehrenamtliche des Archäologischen Vereins Freising die archäologische Fachfirma.

 

Die bisherigen Ergebnisse zeigen, dass sich die linearbandkeramische Siedlung, die bereits 2005 im Bereich des Baugebietes „Wollersdorfer Feld I“ aufgefunden wurde, noch weit nach Norden fortführt.


Au

Die bereits 2021 begonnene Sanierung und Neugestaltung der Unteren Hauptstraße in Au wurde 2022 fortgesetzt. 2021 kamen dabei Reste eines wohl spätmittelalterlichen Holzbohlenweges zum Vorschein. Dieser wurde bereits 1930 im Zuge von Straßenarbeiten entdeckt und kann nun als den Ort durchziehender Weg archäologisch dokumentiert werden. Ein wahnsinniger Glücksgriff für die Archäologie.

 

Im Mai gingen die Arbeiten nun weiter. In den ersten Bauabschnitten zeigten sich keine archäologischen Spuren. Nördlich der Mainburger Straße konnte der Bohlenweg dann auf einer Länge von 4,6 m erneut aufgedeckt werden. Neben dem Weg fanden sich zusätzlich zwei Ziegelbrunnen.

 

An anderer Stelle in der Unteren Hauptstraße wurden Bau- und Abbruchmaßnahmen ebenfalls archäologisch begleitet. Die unter der abgetragenen alten Bodenplatte befindlichen Befunde erbrachten jedoch kein Fundmaterial, das Schlüsse auf eine Datierung zulässt.


Eching

Die Dichte an Bodendenkmälern ist im Gemeindegebiet Eching enorm hoch, was unter anderem auf die zahlreichen Baumaßnahmen im Ort zurückzuführen ist. Im Zuge des Glasfaserausbaus fanden weitreichende Tiefbaumaßnahmen innerhalb der bekannten Denkmalflächen statt, die auch eine archäologische Untersuchung notwendig machten.

 

Auch bei archäologischen Ausgrabungen im Zentrum von Eching fanden Archäologinnen und Archäologen zahlreiche Siedlungsstrukturen, die wohl zu einem frühmittelalterlichen Gehöft, bestehend aus einem Langhaus und mindestens zwei Grubenhäusern, gehörten.


Neufahrn

Grabungen am östlichen Ortsrand

Bei bauvorgreifenden archäologischen Ausgrabungen für den Bau eines Aussiedlerhofes am östlichen Rand von Neufahrn konnte im Frühjahr 2022 eine einzelne, durch den Pflug stark gestörte Hockerbestattung geborgen werden. Als Beigaben fanden sich im Bereich des Schädels Fragmente aus Buntmetall und mehrere Muschelfragmente im Bereich des Oberkörpers.

 

Höchst wahrscheinlich handelt es sich um eine Bestattung der frühen Bronzezeit (ca. 2200 bis 1600 v. Chr.). Bei der Bergung und späteren Bearbeitung in den Restaurierungswerkstätten des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege konnten über 30 längliche Anhänger aus Muschelschalen sowie eine kleine Anzahl an Kupferröhrchen festgestellt und rekonstruiert werden.

Grabungen am ehemaligen Mesnerhaus in Neufahrn

Im Zuge der Sanierungsarbeiten am denkmalgeschützten Mesnerhaus in Neufahrn wurde durch die sehr umfangreichen Bodeneingriffe eine archäologische Begleitung des Vorhabens notwendig. Bereits kurz nach Beginn konnten das archäologische und anthropologische Fachpersonal zahlreiche Bestattungen bergen, von denen die ältesten wohl in das Hoch- und Spätmittelalter datieren. Bereits seit dem frühen 14. Jahrhundert ist die Katholische Kirche Hl. Kreuz und St. Wilgefortis in Neufahrn genannt.

 

Der Friedhof war sicherlich bis in die frühe Neuzeit belegt, worauf Funde von Häkchen aus Buntmetall, Wallfahrtsmedaillen und Paternosterperlen hindeuten. Darauf folgte die Errichtung des ersten Gebäudes als unterkellerte Friedhofskapelle mit Karner im 16. Jahrhundert. Diese Kapelle war von den Ausmaßen etwas kleiner als das heutige Gebäude. Einige Bestattungen liegen unterhalb dieser ältesten Fundamente. Aber auch in der ehemaligen Baugrube der Kapelle wurde weiter bestattet.

 

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde das Gebäude inklusive Keller nach Süden erweitert. Der Boden des alten Kellers und dessen südliche Erweiterung wurde in den 1960er Jahren deutlich tiefer gelegt. Berichten zufolge sind dabei auch zahlreiche menschliche Knochen aufgefunden und Gräber zerstört worden. Insgesamt konnten etwa 180 Befunde (Bestattungen und Teilbestattungen) geborgen werden.

 

Massenhausen

Auf dem Schlossberg in Massenhausen stand 2022 ein Neubau an. Da das Bauareal direkt im Bereich eines Bodendenkmals liegt, war hier mit Befunden der ehemaligen Burg Massenhausen zu rechnen. Diese wurde 1130 erstmals urkundlich erwähnt, im Dreißigjährigen Krieg zerstört und 1804 dann endgültig abgebrochen. Beim Oberbodenabtrag traten unerwartet zahlreiche Bestattungen auf der Fläche zutage.

 

Wegen der besonderen Grabungsumstände bei Gräbern entwickelte sich die Grabung zu einem überaus komplexen Unterfangen – vor allem aufgrund der in mehreren Lagen liegenden Bestattungen. Die Ausgrabungen wurden von archäologischem und anthropologischem Fachpersonal durchgeführt. Weitere Aussagen über die Umstände und Datierung der Verstorbenen sind erst nach Abschluss der Untersuchungen und Auswertung möglich.


Zolling

Grabungen in Flitzing

In Zolling-Flitzing fanden archäologische Grabungen in diesem Jahr im Bereich des ehemaligen Hofmarkschlosses statt. Urkundlich erwähnt wird der Ort Flitzing erstmals um das Jahr 900. Das Dorf ist benannt nach den Grafen von Flitzing, aus einer Familie von Ministerialen am Hochstift Freising.

 

Das Schloss Flitzing war deren Stammsitz, die seit dem 10. Jahrhundert in Flitzing nachgewiesen sind. Das Herrenhaus wurde auf einer kleinen Anhöhe am südwestlichen Rand des Dorfes errichtet. Von dem Bau sind nur wenige Quellen überliefert. Ein Stich des bayerischen Hofkupferstechers Michael Wening aus dem Jahr 1723 zeigt einen zweigeschossigen Walmdachbau. Der umgebende Burggraben ist heute nur noch dezent sichtbar.

 

Auf dieser Anhöhe, auf der sich zuletzt ein verfallenes Bauernhaus befand, wurde im Vorfeld eines Neubaus das Areal archäologisch untersucht. Dabei stieß die Fachfirma auf mehrere Mauerzüge, die teils anhand von Keramik in das 15. und 16. Jahrhundert datierte. Verschiedene Ziegelformen und -orientierungen erzählen von mehreren Bau- und Umbauphasen des Hofmarkschlosses, das im 17. Jahrhundert endgültig aufgegeben wurde.

Grabungen in Anglberg

Auch in Zolling-Anglberg war die Archäologie 2022 tätig. Westlich des Anglberger Weihers war der Bau einer Radsportanlage geplant. In diesem Bereich war mit Siedlungsresten, u.a. der späten Urnenfelderzeit (ca. 1300 bis 800 v. Chr.) und Hallstattzeit (ca. 800 bis 400 v. Chr.), zu rechnen. Daher wurden mehrere Schürfe archäologisch begleitet.

 

Durch die kleinen Sondageschnitte waren die Ergebnisse eher spärlich. Aufgedeckt werden konnten drei Pfostengruben, die allerdings durch fehlendes Fundmaterial nicht weiter datiert werden konnten. Die Pfostengruben werden wohl zu ehemaligen Häusern gehört haben, die auf Basis der Ergebnisse aber nicht rekonstruiert werden können. Die archäologischen Untersuchungen werden nächstes Jahr, vor Baubeginn der Radsportanlage, fortgeführt.

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