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Ausgrabungen im Landkreis Freising im Jahr 2021

Mauern - Alpersdorf

Bereits seit den 1980er Jahren steht der Ort Mauern durch die Initiative des Archäologischen Vereins im Zentrum der archäologischen Forschung im Landkreis. Neben zahlreichen Feldbegehungen führte dieser unter der Leitung von Erwin Neumair zwischen 1997 und 2008 mehrere Grabungskampagnen durch und beteiligte sich stets an den seit 1995 von verschiedenen Grabungsfirmen geleiteten Rettungsgrabungen. Dabei kamen Hinterlassenschaften verschiedener Zeiten zutage, vor allem verschiedener Phasen des Neolithikums, aber auch der Bronze- und Eisenzeit, des Mittelalters und der Neuzeit.

 

Auch 2021 unterstützte der Verein die bauvorgreifenden archäologischen Untersuchungen. Auf der ca. 850 m² umfassenden Fläche im Neubaugebiet von Mauern-Alpersdorf wurden einige archäologische Befunde aufgedeckt. Zwar war die Zahl gemessen an der Fläche eher gering, es konnten jedoch weitere Teile der mittelneolithischen Siedlung mit verschiedenen Pfostengruben, Gruben und Grubenkomplexen dokumentiert werden. Darunter ist mindestens eine sogenannte Schlitzgrube, ein im Planum langovaler und im Profil v-förmiger Befund. Die Funktion dieser Gruben, z.B. als Gerbgrube oder Tierfalle, ist immer noch nicht geklärt.

 

Anhand der typischen Stichverzierung auf der Keramik kann die Siedlung in die bayerische Gruppe der Stichbandkeramik (Mittelneolithikum, ca. 4900 bis 4500 v. Chr.) datiert werden. Neben Fragmenten von Keramikgefäßen fanden sich auch einige Steinartefakte aus Hornstein (auch Silex oder Feuerstein), die zum Spektrum der Siedlungsfunde zählen.


Gammelsdorf - Kreuzholzen

Im Zuge des fortschreitenden Bentonit-Tagebaus bei Kreuzholzen (Gemeinde Gammelsdorf) wurden auch 2021 die Arbeiten wieder bauvorgreifend archäologisch untersucht. Anlass waren die Ergebnisse der 2017 auf der Hauptabbaufläche durchgeführten Ausgrabungen, bei denen bereits eine neolithische bis spätmittelalterliche Nutzung des Areals festgestellt wurde.

 

2021 erfolgten Ausgrabungen und Sondagen auf einer nördlich und einer südwestlich des Abbaugebietes liegenden Fläche. Im Norden dünnte die Befundlage deutlich aus. Dennoch konnten ein eindeutiger Sechspfostenbau in etwa westöstlicher Ausrichtung sowie mehrere Gruben, Feuerstellen und eine Keramikkonzentration dokumentiert werden.

 

Auf die Brandeinwirkung in den Feuerstellen weisen die teils stark verziegelten Bereiche und Konzentrationen von Holzkohleflittern hin. Einige der Feuerstellen zeugen von einer mehrphasigen Nutzung. Die zeitliche Einordnung dieser Anlagen ist nur grob in das Hochmittelalter (ca. 10. – 12. Jahrhundert) zu verorten. Möglicherweise steht die Nutzung dieser Fläche in einem viehwirtschaftlichen Kontext, wobei Tiere und Menschen nur zeitweise vor Ort gewesen sind und deswegen meist keine festen Strukturen, wie etwa Häuser benötigten.

 

In drei Befunden konnten zudem Keramikkonzentrationen festgestellt werden. Wahrscheinlich handelt es sich dabei um den untersten, noch erhaltenen Bodenteil mehrerer vorgeschichtlicher Gefäße. Zahlreiche sehr kleine Scherben lassen darauf schließen, dass diese Gefäße wohl über die vergangenen Jahre oder sogar Jahrhunderte durch Pflügen oder vergleichbare ackerbauliche Tätigkeiten bis auf die Bodenplatten abgetragen und zusätzlich stark zerscherbt worden sind. Anhand dieses spärlichen Fundmaterials aus den Befunden liegt eine vorgeschichtlich-metallzeitliche, wahrscheinlich eisenzeitliche Datierung hier nahe.


Neufahrn

Grabungen im Ortskern

Nachdem bereits 2017 und 2018 Flächen südlich des ehemaligen Pfarrhofes untersucht wurden, fanden 2021 weitere Ausgrabungen am Neufahrner Pfarrweg statt. Auch hier, auf dem ehemaligen Pfarrhofgelände, kamen einige Befunde zutage, darunter mindestens elf Grubenhäuser, fünf Brunnen und sieben Bestattungen.

 

Vor allem im südlichen Bereich vermitteln die einheitlich West-Ost-ausgerichteten Grubenhäuser den Eindruck einer Dorfgemeinschaft. Grubenhäuser sind Gebäude, die ganz oder teilweise in den Boden eingetieft wurden. Der Bautyp und auch die Keramikfunde daraus weisen die Anlagen als für Bayern typische frühmittelalterliche Häuser der Karolingerzeit (ca. 8. Jahrhundert n. Chr.) aus. Die Pfostenspuren lassen sich zu mindestens zwei weiteren Hausgrundrissen rekonstruieren. Fünf Brunnen ergänzen das Bild der frühmittelalterlichen Siedlung.

 

Von besonderem Interesse sind die sieben Körpergräber, die zwischen den frühmittelalterlichen Siedlungsstrukturen lagen. Diese Bestattungen im eigenen Hofareal (auch Hofgrablegen genannt) wurden etwa ab der Mitte des 7. Jahrhunderts, nach Aufgabe der großen Reihengräberfriedhöfe außerhalb der Ortschaften, regelhaft in Bayern. Im Laufe des 8. Jahrhunderts verlagern sich die Friedhöfe dann hin zu den zu den frühen Ortskirchen.

 

Außergewöhnlich ist hier, dass die Gräber auf kurz zuvor verfüllten Grubenhäusern oder Brunnen angelegt wurden. Noch ist unklar, ob die Verstorbenen nacheinander oder gleichzeitig bestattet wurden. In letzterem Fall könnte dies auf einen Unglücks- oder Krankheitsfall hindeuten. Diese Fragen möchte die Kreisarchäologie durch weitere Analysen mittels C14-Datierung klären. Ebenso bleibt noch offen, ob es sich bei den Bestatteten um verwandte Personen oder gar „Familien“ handelt.

 

Auch historisch sind die Ergebnisse der Grabungen von großem Interesse, knüpfen sie doch an die erste urkundliche Erwähnung Neufahrns (Niwiwara) um 804 und die historische Person des Isanperht an.

Grabungen am ehemaligen Mesnerhaus in Neufahrn

Weitere archäologische Untersuchungen liefen 2021 unmittelbar südlich von St. Wilgefortis im Bereich des ehemaligen Neufahrner Mesnerhauses. Der älteste Bau als unterkellerte Friedhofskapelle mit Beinhaus datiert spätestens in das 16. Jahrhundert. Das Mesnerhaus scheint auf einem alten Friedhofsareal errichtet worden zu sein. Bei Bauarbeiten im 19. Jahrhundert sowie in den 1960er Jahren stieß man bereits auf zahlreiche menschliche Knochen.

 

Bei den Untersuchungen entdeckten die Archäologinnen und Archäologen unter einer Schicht verworfener Reste der in den 60er Jahren ausgehobenen Gräber zahlreiche ungestörte Bestattungen unterhalb der Fundamente. Da konkrete Funde aus den Gräbern fehlten, bleibt die Datierung unsicher – möglich ist eine Zeitstellung im Hoch- bzw. Spätmittelalter – sicher jedoch vor dem Bau des Gebäudes. Diese These soll im Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege anhand von 14C-Datierungen ausgewählter Skelette überprüft werden.

 

Diese neuen Ergebnisse bringen Licht ins Dunkel der frühen Neufahrner Ortsgeschichte. Sie beginnt spätestens mit einem etwa 700 m nördlich der Kirche gelegenen Reihengräberfriedhof wohl des 6. und 7. Jahrhunderts n. Chr. Wo genau die zugehörige Siedlung damals lag ist nicht sicher. Einige frühmittelalterliche Befunde im Neufahrner Stadtgebiet könnten dafür in Frage kommen, lassen sich aber aufgrund fehlender Funde nicht genauer datieren.

 

Wie die neuen Untersuchungen zeigten, folgt im 7. Jahrhundert n. Chr. die Errichtung einer oder mehrerer Hofstellen mit zugehörigen Hofgrablegen im Bereich des späteren Pfarrhofes. Zu diesen Befunden passt auch die erste historische Nennung Neufahrns um 804. Ob es zu der 1315 genannten Filialkirche in Nevuarn einen Vorgängerbau gab, ist nicht bekannt, aber wahrscheinlich. Die Ausgrabungen im Mesnerhaus zeugen von einem ausgedehnten, wohl hoch- oder spätmittelalterlichen Friedhof in diesem Bereich.

 

Damit kann die Besiedlung im heutigen Ortskern sicher seit dem frühen Mittelalter nicht nur historisch, sondern auch archäologisch nachgewiesen werden. Auch die nur 70 m südlich der Kirche gelegene spätmittelalterliche Hofstelle passt in dieses Bild. Somit konnte ein weiteres Stück des historischen Ortskerns und der frühen Geschichte Neufahrns erschlossen werden.


Moosburg

Grabungen "Auf dem Plan"

Im Zuge der Arbeiten zur Umgestaltung des Stadtplatzes „Auf dem Plan“ in Moosburg konnten auch 2021 zahlreiche Befunde aufgedeckt werden. Dabei stellten die Grabungsarbeiten innerhalb des mittelalterlichen Stadtkerns und mit den Baumaschinen im Nacken die Archäologie vor besonders komplexe Herausforderungen. Auch die schweren Regenfälle im Sommer erschwerten die Arbeiten: Die Grabungsschnitte liefen mehrfach voll Wasser und mussten ausgepumpt werden.

 

In mehreren Schnitten entlang der südlichen Kirchmauer, an den Häusern und der Stadtbücherei konnten zahlreiche Grabgruben und Skelette geborgen werden. Sie gehören wohl in die spätmittelalterliche Phase des Ortskerns. Einige waren dabei nicht mehr vollständig erhalten und waren teils durch moderne Kanalgräben und Eingriffe gestört. Teilweise waren noch Reste der hölzernen Särge zu erkennen. Neben den vielen Erwachsenen gab es auch zwei Kinderbestattungen. Besonders zu erwähnen ist auch die Bestattung einer jungen Schwangeren mit ihrem acht Monate alten Fötus im Beckenbereich.

 

Immer wieder tauchten zwischen und unter den Grabgruben Öfen und Grubenbefunde auf, die über die Keramik wohl ebenfalls in das Spätmittelalter zu datieren sind und vielleicht mit einer Umbauphase der Pfarrkirche in Zusammenhang stehen. Im Schnitt an der Stadtbücherei konnten zudem zwei moderne Mauern und ein neuzeitlicher Mauerausbruch aufgedeckt werden. Nicht zu erwarten war ein aufgedeckter Ziegelbrennofen vor dem Kriegerdenkmal.

Grabungen Herrnstraße

Im Mai 2021 wurden in der Moosburger Herrnstraße die Grabungsarbeiten nach einer längeren baubedingten Pause wieder aufgenommen. Die Komplexität einer Stadtkerngrabung meisterte die archäologische Firma zügig und sehr flexibel.

 

Auf den verschiedenen Teilflächen traten erneut zahlreiche Mauerstrukturen des Spät- und Hochmittelalters sowie der Neuzeit zutage. Ein aufgedecktes Tonnengewölbe stellte sich als Teil des alten Sudhauskellers heraus. Unterhalb des Kellers und der mittelalterlichen Befunde waren zahlreiche Öfen, Feuerstellen und Gruben sowie die Reste eines noch nicht genauer bestimmbaren Grabens festzustellen.

 

Besonders an Grabungen wie der in der Herrnstraße ist, dass oft Umbauten und Bauphasen nachvollzogen werden können. So wurde etwa unterhalb des Sudhauskellers ein Brunnen festgestellt, der im Spätmittelalter als Ofen umgenutzt worden war. Ein weiterer Brunnen mit Holz- oder Geflechtwandung datiert durch die Keramik in das Hochmittelalter und wurde wiederrum in einen vorgeschichtlichen Brunnen eingetieft.

 

Ein verfüllter Keller stellte sich als besonders ergiebige Fundgrube heraus: Hier war nicht nur die Kellertreppe noch erhalten, aus ihm konnten zahlreiche Fragmente von Gefäßen, Ziegeln, Fenster- und Türstuck, Fensterglas und Ofenkacheln geborgen werden, die bei der Datierung helfen.


Au

Im Zuge der Sanierung und Neugestaltung der Oberen und Unteren Hauptstraße in Markt Au in der Hallertau haben Archäologinnen und Archäologen bei baubegleitenden Untersuchungen Reste eines wohl spätmittelalterlich bis frühneuzeitlichen Holzbohlenweges entdeckt. Bereits an zahlreichen Stellen kamen während der Erneuerung der Hausanschlüsse Teile dieser Konstruktion zutage.

 

Zwar hatte die Kreisarchäologie gehofft auf diese alte Wegeverbindung zu stoßen, aber zu erwarten war es aufgrund der jahrzehntelangen, unbeobachtet durchgeführten Baumaßnahmen wie Kabeltrassen und Ausschachtungen nicht. Laut eines alten Zeitungsberichtes des Freisinger Tagblatts wurde bereits 1930 bei der Verlegung einer Wasserleitung in der Hauptstraße, in ein bis eineinhalb Metern Tiefe ein „Wegebelag aus dicken Prügeln“ von zehn bis 20 cm Stärke festgestellt. Nach Informationen des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege handelte es sich wohl um einen sich durch die ganze Ortsstraße ziehenden Holzbohlenweg.

 

Es war unklar, wieviel Substanz die modernen Baumaßnahmen bereits zerstört hatten. Umso erfreulicher war es, dass Teile dieses Holzbohlenweges in etwa 1,30 m Tiefe aufgefunden werden konnten. Die Wegebefestigung bestand an einigen Stellen sogar aus zwei Holzlagen. Die Konstruktion wurde demnach mindestens einmal erneuert. Grund hierfür könnte ein Wasseranstieg gewesen sein oder auch das allmähliche Absinken der Bohlen in den Boden.

 

Für eine präzise Datierung der Bauzeit werden die Holzbohlen nun zur Jahrringanalyse in das Dendrolabor des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege geschickt. Die Entdeckung dieser Wegbefestigung ist ein spannender Baustein für die Geschichte der im 12. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnten Marktgemeinde. Der Befund zeugt von der Bedeutung dieser Handelsverbindung, die von der Abens in Richtung Nandlstadt und weiter nach Moosburg führte und sich bis heute erhalten hat.


Volkmannsdorferau

Archäologin findet Bunker beim Uppenbornkraftwerk

Beim Ausheben eines Kabelgrabens für die neue Photovoltaikanlage beim Wasserkraftwerk Uppenborn 1 in Wang-Volkmannsdorferau stieß die archäologische Grabungsleiterin auf bisher unbekannte Betonfundamente, die höchstwahrscheinlich den Teil einer Bunkeranlage darstellen.


Die Uppenbornwerke bezeichnen drei Wasserkraftwerke zwischen Moosburg und Landshut: das alte Uppenbornkraftwerk sowie die Kraftwerke 1 und 2. Sie sind benannt nach Friedrich Uppenborn, der hier ein erstes größeres Kraftwerk zur Versorgung Münchens errichtete. Betreiber der Kraftwerke sind die Stadtwerke München.

 

Das alte Uppenbornkraftwerk wurde zwischen 1903 und 1907 errichtet. Nach der Eröffnung des knapp 2 km weiter östlich gelegenen neuen Uppenbornwerkes 1 im Dezember 1930 wurde das alte Kraftwerk stillgelegt, da es nun ohne Zulauf war. Die Errichtung des Uppenbornkraftwerkes 2, ca. 8 km weiter östlich am Mittlere-Isar-Kanal, dauerte von 1949 bis 1951.


Freigelegt wurde nun bei den archäologischen Untersuchungen ein Treppenabgang mit anschließenden Wänden. Auch weitere Abschnitte von Betonfundamenten konnten auf der Fläche festgestellt werden. Zu welchem Zeitpunkt die Anlage genau errichtet wurde und in welchem Zusammenhang sie mit dem Uppenbornkraftwerk und dem noch oberirdisch sichtbaren Bunker auf der anderen Seite des Mittleren-Isar-Kanals stehen ist noch nicht abschließend geklärt.

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