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Archäologie im Landkreis Freising

Abenteuer Archäologie - Schaufenster in unsere Vergangenheit

Der Landkreis Freising blickt auf eine lange historische und archäologische Entwicklung zurück. In den Jahrtausenden vor den ersten schriftlichen Überlieferungen war unsere Region bereits von einer regen Siedlungstätigkeit erfüllt. Diese stand in engem Zusammenhang mit den vorhandenen Naturräumen, der im Süden bis Freising und Moosburg reichenden Münchener Schotterebene und dem nördlich daran anschließenden tertiären Hügelland mit den fruchtbaren Lössböden.


Vom Jagen und Sammeln zum Ackerbau in der Jungsteinzeit

Die ersten Nachweise von dauerhaften Ansiedlungen im Landkreis Freising sind etwa 7300 Jahre alt. In dieser Zeit, am Beginn der Jungsteinzeit (ca. 5400 – 2200 v. Chr.), kam es zu einer grundlegenden Veränderung der Siedlungs- und Lebensweise: von nomadisch lebenden Jäger- und Sammlergruppen hin zu Ackerbauern mit dauerhaften Wohnorten und festen Häusern aus Holz und Lehm, dem Anbau von Getreide und anderen Kulturpflanzen, der Viehzucht sowie der Herstellung von geschliffenen Steinwerkzeugen und Gefäßen aus gebranntem Ton.

 

Zu diesen frühesten linearbandkeramischen Fundstellen (5400 – 5000 v. Chr.) gehören die Siedlungen in Langenbach-Niederhummel und Murr. Diese stehen seit ihrer Entdeckung und Ausgrabung in den 1980er und 1990er Jahren durch den Archäologischen Verein immer wieder intensiv im Fokus der Forschung. Viele weitere archäologische Entdeckungen in Mauern, Langenbach, Rehbach, Thulbach oder auch Zolling zeugen durch die dort gefundenen, typischen Gefäße, Steingeräte und archäologischen Spuren im Boden von der fortwährenden Besiedlung des Landkreises in dieser Zeit.

 

Erst zum Ende der Jungsteinzeit dehnten die Menschen ihr Siedlungsgebiet aus und siedelten außerhalb der fruchtbaren Lössböden im Norden auch in der Münchener Schotterebene zwischen Eching, Freising und Moosburg. In einer kleinen Gräbergruppe der Glockenbecherkultur (ca. 2600 bis 2200 v. Chr.) in Eching fanden die Archäologinnen und Archäologen Herausragendes: Neben den typischen glockenförmigen Bechern konnten ein dünnes, an den Schmalseiten durchlochtes Goldblech, das wohl Teil einer organischen Kopfbedeckung war, sowie fünf kleine Goldperlen, eine größere Anzahl von runden und mindestens neun große, rautenförmige Bernsteinperlen geborgen werden.


Bronze – Ein neuer Rohstoff verändert die Welt

Die Legierung Bronze besteht aus etwa 90 % Kupfer und 10 % Zinn. Sie ist deutlich härter als reines Kupfer, das schon in der späteren Jungsteinzeit vereinzelt Verwendung fand. Mit der Entwicklung dieser neuen Techniken der Metallverarbeitung wohl noch vor 3000 v. Chr. im Vorderen Orient und der Verbreitung dieser Technologie in Mitteleuropa ab ca. 2300 v. Chr. beginnt eine neue Kulturperiode: die Bronzezeit. In den Siedlungen wie auch in den Gräbern finden sich Waffen, Schmuck, Werkzeuge und andere Geräte aus diesem Rohstoff.

 

In der Bronzezeit wandelten sich die Bestattungsrituale und damit wohl auch die Jenseitsvorstellungen mehrmals: von Hockerbestattungen über die die Errichtung großer Erdhügel über den Grabgruben, wie im Grabhügelfeld bei Asenkofen, bis hin zur Sitte der Brandbestattungen in Urnen am Ende der Bronzezeit. In dieser Zeit siedelten die Menschen nicht nur im Flachland zwischen Neufahrn und Eching, sondern errichteten auch Höhensiedlungen auf dem Freisinger Domberg. Die teilweise meterhohen Kulturschichtpakete zeugen hier von einer Besiedlungsgeschichte seit der jungsteinzeitlichen Münchshöfener Kultur (ca. 4500 bis 3800 v. Chr.) sowie mehreren Befestigungen in der frühen Bronzezeit (ca. 2200 bis 1600 v. Chr.), der Urnenfelderzeit (1200 bis 800 v. Chr.) und der anschließenden eisenzeitlichen Hallstattzeit (ca. 800 bis 450 v. Chr.).

 


Die Kelten im Landkreis Freising

Mit der steigenden Verarbeitung des neuen Werkstoffs Eisen begann ab 800 v. Chr. die Eisenzeit. Benannt nach zwei bedeutenden Fundorten in Österreich und der Schweiz wird die ältere Phase auch als Hallstattzeit und die jüngere, ab ca. 450 v. Chr., als Latènezeit bezeichnet. Die eisenzeitlichen Siedlungsräume im Landkreis Freising erstreckten sich entlang der großen Flussläufe von Isar und Amper und ihren Seitentälern sowie in Bereichen der Münchener Schotterebene. Auch der Freisinger Domberg war in der älteren Eisenzeit bewohnt und auf dem Bernstorfer Berg bei Kranzberg befand sich eine kleine Befestigung.

 

In der älteren Eisenzeit bestatteten die Menschen ihre Verstorbenen wieder vermehrt unverbrannt in großen Grabhügeln. In einem dieser Gräberfelder bei Niederambach wurden einst bis zu 200 Grabhügel angelegt. Heute ist dieser Friedhof wie viele andere Bodendenkmäler durch die intensive Landwirtschaft und Materialentnahmen im 19. Jahrhundert fast vollständig zerstört und in der Landschaft kaum noch erkennbar.

 

Ausgehend von den Beschreibungen griechischer und römischer Autoren bezeichnen wir heute die Menschen der jüngeren Eisenzeit (Latènekultur) als Kelten. Auch aus dieser Zeit sind zahlreiche Siedlungsspuren, besonders im Raum um Neufahrn und Eching, dokumentiert. Glas, in Form von Armringen und Perlen, wurde von den Kelten sehr geschätzt und sie entwickelten neue Verfahren für die Herstellung von nahtlosen Glasarmingen und Glasperlen.


Die Römer im Landkreis Freising

Mit dem Alpenfeldzug und der Unterwerfung der keltischen Bevölkerung begann um 15 v. Chr. die römische Geschichte Südbayerns. Zeugnis der systematischen Erschließung des Landes sind die zahlreichen Römerstraßen, die auch im Landkreis Freising durch Luftbilder und Ausgrabungen fassbar sind, wie der Schnitt durch die Kiesaufschüttung der Römerstraße bei Fürholzen zeigt.

 

Römische Siedlungsspuren, wie die typischen villae rusticae (römische Gutshöfe) von Fahrenzhausen oder Niederndorf, finden sich immer wieder auch entlang dieser Erschließungsstraßen. Aber nicht nur Straßen-, Hausbauformen und Techniken wie gebrannte Ziegel oder Fußbodenheizungen kamen zusammen mit der Romanisierung und der Übernahme der römischen Lebensart ins Land. Auch Luxusgeschirr in Form von leuchtend roter Terra Sigillata, Glasgefäße, Amphoren für Wein, Reibschalen für die Zubereitung spezieller Saucen und Pasten, Schmuck und nicht zuletzt das römische Münzwesen schlagen sich im Fundspektrum nieder.


Beginn der Geschichte im frühen Mittelalter

Mit dem frühen Mittelalter setzte auch der Beginn der Eigenüberlieferung der Geschichte, also erste schriftliche Urkunden und Zeugnisse, ein. Typisch sind die großen Reihengräberfriedhöfe mit den dicht beieinanderliegenden Körperbestattungen. Sie lagen in aller Regel außerhalb der Siedlungen. Gräber und Siedlungen dieser Zeit konnten in Neufahrn, Eching, Pulling und Attaching dokumentiert werden. Aber auch auf dem Freisinger Domberg haben sich Spuren erhalten. Ein besonders reich ausgestattetes Grab mit goldenem Fingerring und awarisch anmutendem, silbernen Trompetenarmreif konnte in Mauern aufgedeckt werden. Am Übergang zum 8. Jahrhundert verlagerten sich die Friedhöfe zu den ersten innerhalb der Dörfer gelegenen Kirchen.

 

All dieses Wissen über unsere Vergangenheit konnte nur durch großes Engagement und ehrenamtliche Hilfe erlangt und für die Nachwelt dokumentiert werden. Durch jeden Bodeneingriff werden Teile unserer Vergangenheit unwiederbringlich zerstört. Um zu verstehen, wie sich unsere heutige Gesellschaft mit ihren Werten und Traditionen entwickelt hat, müssen wir wissen, wie sie entstand. Die Frage „Woher kommen wir?“ werden auch zukünftige Generationen stellen. Daher müssen wir den Schutz unseres kulturellen Erbes im Interesse aller Menschen gewährleisten.

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