Einen gewissen „Frühjahrsaufschwung“ erlebt der Arbeitsmarkt im Bereich der Agentur für Arbeit Freising derzeit. So steht es im aktuellen Bericht, der Ende April veröffentlicht wurde. Dies sei jedoch eine „typische saisonale Entlastung“. Tatsächlich ist die Arbeitslosenquote im Vergleich zu Zeiten vor der Corona-Pandemie deutlich gestiegen, was sich auch in den Zahlen niederschlägt, die das Jobcenter Freising in seiner jüngsten Trägerversammlung vorlegte – die aus Infektionsschutzgründen online stattfand.
Durchschnittlich betreute das Jobcenter im Jahr 2020 rund 3200 Personen in 1700 Bedarfsgemeinschaften (Haushalte, die Anspruch auf Leistungen nach dem SGB II haben). „Das ist ein Anstieg um 35 Prozent. Damit belegen wir einen negativen Spitzenplatz in Deutschland“, sagte Geschäftsführer Bernhard Reiml.
Dementsprechend hoch sind auch die Ausgaben. Für Leistungen zum Lebensunterhalt wurden 7,2 Millionen Euro ausbezahlt, ein Plus von 10,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Um ein Drittel, genau um 33,9 Prozent, auf 8,1 Millionen Euro geklettert sind die Leistungen für Unterkunft und Heizung gab das Jobcenter aus. Beispielsweise habe man aufgrund der Corona-Krise in Bezug auf die Übernahme von Mietkosten zeitweise Prüfschritte ausgelassen, „um Obdachlosigkeit zu verhindern“, so Reiml. „Der überhitzte regionale Wohnungsmarkt macht sich hier deutlich bemerkbar.“ Andererseits konnte das Jobcenter im vergangenen Jahr nur 481 Kunden in den Arbeitsmarkt vermitteln. „Das sind ein Drittel weniger als 2019“, sagte Reiml. Beispielsweise sei die Zeitarbeit am Flughafen „komplett weggebrochen“. Und auch 2021 laufe es weiterhin schleppend.
Problematisch für Menschen ohne Anstellung ist in der aktuellen Lage besonders der fehlende soziale Kontakt. Auch im Jobcenter können seit über einem Jahr praktisch keine persönlichen Gespräche mehr stattfinden. „Die Leute brauchen uns als Halt, wir geben ihnen eine gewisse Tagesstruktur“, sagte Reiml. „Wir müssen versuchen, dass unsere Kunden im Lockdown nicht den Anschluss verlieren.“ Darum ist die Corona-Hotline des Jobcenters Freising (Telefon 08161/4590-100) personell deutlich aufgestockt worden. „Unser Hauptziel ist aber die Sicherung des Lebensunterhalts“, sagte Anton Braun, derzeitiger Leiter des Leistungsteams.
Um die Antragsflut bewerkstelligen und das Arbeitslosengeld schnellmöglich ausbezahlen zu können, arbeiten derzeit viele Kolleginnen und Kollegen aus dem Integrationsteam mit. 230 bis 260 Bedarfsgemeinschaften betreut ein Mitarbeiter derzeit, monatlich werden zwischen 180 und 220 Neuanträge gestellt.
Online-Angebot deutlich erweitert
Deutlich erweitert hat das Jobcenter Freising sein digitales Angebot. Auf der Plattform „jobcenter.digital“ können Kundinnen und Kunden nicht nur Anträge online stellen und Unterlagen versenden, sondern nun auch Termine vereinbaren. Neu eingeführt wird das „Selfie-Ident-Verfahren“, das eine persönliche Vorsprache zur Antragstellung unnötig macht. „Der Kunde kann hier seinen Personalausweis einscannen und spart sich den Weg zum Jobcenter“, sagt Reiml. Sehr gut angenommen wird auch die Seite www.bildungsmarkt-freising.de.
Seit 1. März ist dieser virtuelle Bildungsmarkt mit einer intuitiven Filterfunktion erreichbar. „Wir sind die Ersten in Bayern, die dieses Tool anbieten.“ Und in den zwei Monaten waren bereits rund 2000 Aufrufe zu verzeichnen, mit etwa 100.000 Klicks. „Das zeigt, dass die Kunden die Seite auch fleißig durchsuchen.“
Lob für das Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Jobcenters gab es von Landrat Helmut Petz. „Das ist vorbildlich und der absolut richtige Weg.“