Am Sonntag hat der Landkreis Freising in der Aula des Camerloher-Gymnasiums den Kulturpreis 2021 verliehen. „Der Landkreis Freising ist attraktiv“, sagte Landrat Helmut Petz zur Begrüßung der rund 120 Gäste. Manches sehe man direkt, wie zum Beispiel die schöne Natur. Anderes, wie das künstlerische Potenzial, bleibe dem ersten Blick verborgen. Genau das solle der Kulturpreis ins Licht rücken.
Aus über 20 Vorschlägen entschied sich die Jury aus Kreisräten, Landrat und Kreisheimatpflege für den Künstler und Theatermacher Thomas Goerge aus Hallbergmoos. Bereits als Schüler entwarf er Bühnenbilder und Kostüme. Die Liebe zum Theater blieb, Goerge studierte Bühnen- und Filmgestaltung an der Universität für angewandte Kunst in Wien. Bekanntheit erlangte er unter anderem als Teil der Bühnenbildgestaltung der Parsifal-Inszenierung von Christoph Schlingensief in Bayreuth, doch auch mit anderen Theaterprojekten in Deutschland und dem Ausland. Zudem arbeitet Goerge als Regisseur, unter anderem im Kollektiv für KunstGeSchichten UDEI in Hallbergmoos.
„Thomas Goerge bereitet sperrige Stoffe gekonnt für das Auge auf“, beschrieb der Laudator, Kreisheimatpfleger Dr. Bernd Feiler. „Er ist Landkreis- und Weltenbürger wie auch Kulturbotschafter“, und werde für sein Engagement und seine Arbeit mit dem Kulturpreis 2021 ausgezeichnet. Goerge zeigte mit dem Ensemble von UDEI zwei Ausschnitte aus dem Projekt „75 Hektar Wiese“. Darin werden die Geschichte wie auch die Zukunft der sogenannten Senderwiese am Südrand von Hallbergmoos erzählt.
Neben dem Kulturpreis wurden drei Anerkennungspreise vergeben. Zum einen an Walter Thumann: Der Klavier- und Cembalobauer schloss seine Lehre als Bayerischer Landessieger ab. Nach zehn Jahren als Konzerttechniker in München, wo er Flügel für internationale Musiker konzerttauglich machte, entschied er sich für die Selbstständigkeit. In Giggenhausen wartet, baut, repariert und verkauft Thumann Klaviere. Er sei, so Heimatpfleger Feiler, einer der letzten in den angrenzenden Landkreisen, die dieses extrem anspruchsvolle Kunsthandwerk beherrschten und bewahre damit ein hohes Kulturgut. Thumann, eigentlich kein Freund großer Auftritte, dankte in einer kleinen Rede seiner Frau, „die sich seit 20 Jahren ums Büro kümmert, wovon ich keine Ahnung habe“.
Jurist und Historiker Dr. Dominik Reither erhielt den zweiten Anerkennungspreis. Er setzt sich seit Jahren intensiv mit der Geschichte seiner Heimatstadt Moosburg auseinander, unter anderem mit der Neustadt. Das Gebiet war Kriegsgefangenenlager – genannt Stalag VII A –, später Internierungs-, dann Vertriebenenlager. Reither verfasste bis heute neun Bücher, seine Ausführungen sind auch in Zeitungen und Fachzeitschriften zu lesen.
„Er erreicht mit seiner präzisen Sprache nicht nur die Fachwelt, sondern jeden historisch Interessierten“, fasste Laudator Feiler zusammen. Die klare Sprache, das machte Reither selbst noch deutlich, sei auch seiner Frau zu verdanken, die seine Texte stets mit wachem Auge redigiere.
Dritter Preisträger ist der Musiker Johannes Czernik. Die EAV inspirierte ihn als Kind zu ersten Auftritten in der Familie, später spielte er in diversen Bands und wurde als Lead-Sänger von „Luz Amoi“ bekannt – Czernik ist also in vielen musikalischen Stilrichtungen zu Hause. Er kümmert sich zudem um den Nachwuchs, etwa als Musikerzieher an der Berufsschule und der Musikschule. „Seine Flexibilität, Kreativität und Produktivität sind herausragend“, so Feiler. Davon konnte sich das Publikum bei drei Eigenkompositionen überzeugen, die Czernik gemeinsam mit Weggefährten spielte.
Ebenso stellte das Jugendblasorchester Hohenkammer, kurz JUBO genannt, sein musikalisches Können unter Beweis. Das Orchester wurde mit dem Förderpreis ausgezeichnet. 2011 baute der Verein Blasmusik Hohenkammer seine Jugendgruppe auf, die heute 24 Mitglieder zählt, alle zwischen 13 und 21 Jahren. Die Nachwuchsbläser haben sich zu einem ansehnlichen und im Landkreis bekannten Jugendblasorchester weiterentwickelt. Sie spielen beim Seniorennachmittag, beim Sommerfest des Krieger- und Soldatenvereins oder beim Martinsumzug und sind laut Feiler „eine Bereicherung für das kulturelle Leben in unserer Region“.
Über den Kulturpreis
Der Landkreis Freising verleiht seit 1982 in früher jährlichem, heute zweijährigem Rhythmus einen Kulturpreis. Daneben können Preise zur Anerkennung und Förderung vergeben werden. Eine Jury aus Kreisräten, Landrat Helmut Petz und der Kreisheimatpflege wählt aus einer Vielzahl von Vorschlägen die Preisträger aus. Die Preise sollen der Förderung der im Landkreis wohnenden oder schaffenden Personen dienen, die sich in besonderem Maße um das kulturelle Leben im Landkreis verdient gemacht haben. Die Auszeichnungen sind mit einem Geldpreis dotiert und können an Einzelpersonen oder Gruppen vergeben werden. Gleichzeitig ist mit diesem Preis beabsichtigt, Anerkennung und Ansporn für kulturelle Leistungen zu geben.