Der Krieg in der Ukraine vertreibt die Menschen aus ihrer Heimat. Laut UN-Flüchtlingshilfswerk hatten am Freitagabend bereits über 50.000 Menschen das Land verlassen. Der Landkreis Freising bereitet sich deshalb für die mögliche Unterbringung von Geflüchteten aus der Ukraine vor. Nach einer Besprechung der oberbayerischen Landräte mit dem Präsidenten der Regierung von Oberbayern Dr. Konrad Schober, hat Landrat Helmut Petz erste Maßnahmen veranlasst.
Bereits am Freitagnachmittag, rief das Landratsamt eine Koordinierungsgruppe ins Leben, die sich mit allen Fragestellungen und Aufgaben befasst, die in Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine auf den Landkreis zukommen könnten. In dieser Koordinierungsgruppe sind neben dem Landrat Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Bereich Asyl, dem Ausländeramt, dem Freisinger Gesundheitsamt und der Hilfsorganisationen vertreten.
„Die Entwicklungen in der Ukraine sind unfassbar und traurig“, sagte Landrat Petz. „Putins Vorgehensweise ist nach vielen Jahrzehnten des kooperativen Umgangs miteinander völlig aus der Zeit gefallen.“ In der ersten Besprechung ging es vor allem darum, welche Möglichkeiten der Landkreis hat, um geflüchteten Menschen ein Dach über dem Kopf bieten zu können. Ukrainische Staatsangehörige können ohne Visum in das Bundesgebiet einreisen und sich hier bis zu 90 Tage aufhalten. Alles Weitere hängt von den weiteren Ereignissen im Kriegsgebiet ab.
Der Landkreis hat aktuell rund 150 Plätze in seinen Flüchtlingsunterkünften frei, die relativ schnell bezogen werden könnten. 50 davon stünden bei Bedarf sofort zur Verfügung. Durch Umzüge von Bewohnerinnen und Bewohnern könnten zusätzlich weitere Plätze geschaffen werden. „Natürlich ist Corona hier ein wichtiges Thema“, sagt Werner Wagensonner, Leiter des zuständigen Sozialamts. Deshalb würden Umzüge derzeit ausschließlich innerhalb der Unterkunft durchgeführt, um nicht mögliche Infektionsherde zu schaffen oder zu weiterzuverbreiten.
Aus den Erfahrungen der Flüchtlingskrise 2015/16 bestehen im Landkreis Freising Belegungspläne für Turnhallen, falls dies notwendig sein sollte. Damals waren drei Schulsporthallen des Landkreises als Flüchtlingsunterkünfte genutzt worden, und auch in Coronazeiten mussten die Schülerinnen und Schüler für lange Zeit auf den Sportunterricht verzichten. Darum begeben sich die Verantwortlichen nun vorrangig auf die Suche nach alternativen Unterbringungsmöglichkeiten – beispielsweise Räume in Gewerbegebäuden oder Hotels.
Zur Ausstattung verfügt das Bayerische Rote Kreuz in Freising nach Aussage von Geschäftsführer Albert Söhl über 600 Feldbetten, die sofort zur Verfügung gestellt werden könnten, um den Geflüchteten zumindest einen Schlafplatz bieten zu können. Zudem hat das Landratsamt schon die Beschaffung von Kinderbetten, Erstlingsausstattung, Matratzen usw. in die Wege geleitet. Um eine mögliche Welle von Flüchtlingen bestmöglich bewältigen zu können, startete die Koordinierungsgruppe bereits einen Aufruf an die Beschäftigten des Landratsamts, die eigentlich andere Aufgaben haben, mitzuhelfen.
„Wir beobachten die Ereignisse nun in den kommenden Tagen“, sagte Landrat Petz. Personen, die konkrete Fragen zu Unterkünften oder zur Aufnahme von Verwandten, Freunden oder Bekannten haben, können sich ab Montag per E-Mail an anfragen.ukraine[at]kreis-fs.de an das Landratsamt wenden. Ebenfalls über diese Adresse gesammelt werden Meldungen von Bürgerinnen und Bürgern, die helfen wollen – ob sie eine Unterkunft zur Verfügung stellen, als Übersetzer tätig sein oder anderweitig Unterstützung anbieten können.