Ein völlig entfesseltes Feuer im Freisinger Weltwald, vermisste Kinder und panische Eltern. Am Wochenende probten die Mitglieder der Führungsgruppe Katastrophenschutz (FüGK) gemeinsam mit den Kräften der Hilfsorganisationen den Ernstfall. Das Drehbuch für den Waldbrand stammte aus der Feder des Kreisbrandmeisters und Übungsleiters Hans Neumair, der für einen ausgeklügelten Spannungsbogen sorgte. Die Akteure wurden von der Feuerwehr, dem THW, BRK, von den Johannitern, der Polizei und dem Landratsamt gestellt.
Um 7.50 Uhr wurden alle Beteiligten wegen eines Großbrands im Waldgebiet Rappenberg alarmiert. Die Lage sei unklar, mehrere Personen verletzt, hieß es zunächst. Die Hilfsorganisationen waren mit 300 Leuten schnell vor Ort. Die Polizei regelte den Verkehr. Die Feuerwehr verlegte flugs 1,4 Kilometer Wasserschläuche. Kein leichtes Unterfangen. Immerhin misst ein Schlauch laut Kreisbrandrat Manfred Danner gerade einmal 20 Meter. Zudem müssten alle 500 Meter eine Pumpe zur Verstärkung des Drucks eingebaut werden. Die Wasserversorgung wurde über einen Wechsellader sichergestellt. Auf einer Weggabelung richteten sich indes BRK und Johanniter für die Erstversorgung der Verletzten ein, während über den Wipfeln eine Drohne auf der Suche nach den Vermissten kreiste.
Ein aufregendes, aktionsgeladenes Schauspiel, das einmal mehr das reibungslose Zusammenspiel der Einsatzkräfte deutlich machte. Vor Ort konnten sich davon unter anderem auch Landrat Helmut Petz MdL Johannes Becher und MdB Johannes Huber überzeugen. Solche Übungen würden sehr viel bringen, erklärte Neumair. Der Landrat zeigte sich beeindruckt, mit welcher Ernsthaftigkeit jeder Einzelne bei der Sache ist.
Die Führungsgruppe Katastrophenschutz hatte sich im Stabsgebäude der ehemaligen Steinkaserne einen Krisenstab eingerichtet, dabei unter anderem die eigens für den Notfall bereitliegenden Bürgertelefone ans Netz gebracht und die Bevölkerung über diverse Kanäle vom Unglück informiert – freilich alles nur theoretisch. Gleiches gilt für die Organisation einer Pressekonferenz, die Beschaffung zweier Lösch- und eines Polizei-Hubschraubers oder von 24 Baggern des Technischen Hilfswerks, die im Ernstfall im Wald breite Schneisen schlagen würden.
Im engen Schulterschluss brachten Krisenstab und Einsatzkräfte den (Übungs-)Waldbrand schließlich zu einem guten Ende: Die Vermissten wurden gefunden und die Verletzten in die Notaufnahme des Freisinger Klinikums abtransportiert. Dort waren eigens für die Übung zwei Ärzte und eine Pflegekraft zusätzlich im Einsatz. Im Ernstfall würden die Patienten auf die Kliniken im Umland verteilt, erklärte der Chefarzt der Zentralen Notaufnahme, Martin Kawald. Die Übung habe bewusst parallel zum laufenden Betrieb der Zentralen Notaufnahme stattgefunden, so Klinik-Pressesprecher Sascha Alexander, um ein möglichst realitätsnahes Szenario zu haben. Deshalb hätte das Team um Kawald und Stationsleiterin Grit Weichhart im Vorfeld auch nicht gewusst, wann und wie viele „Verletzte“ eingeliefert würden. Dr. Christian Fiedler, Leiter Medizinische Prozesse und Klinikorganisation sowie Klinikhygiene, übernahm die Rolle der „Klinikleitung“ und stand im Austausch mit der FüGK und den Hilfsorganisationen.
Übrigens konnten sich die falschen Patienten hinter den Kulissen des Klinikums über Heißgetränke und Häppchen freuen.
Stärkung aus den Kochtöpfen des BRK gab’s für alle anderen Beteiligten nach der offiziellen Beendigung der Übung gegen 12.15 Uhr. Krisenstabsleiter Michael Hildenbrand sammelte das schriftliche Feedback seiner Kolleginnen und Kollegen zum Übungseinsatz. Nach der Auswertung will man für künftige Katastrophen noch besser vorbereitet sein.
Denn der nächste (Übungs-)Einsatz kommt bestimmt. Das hat Hans Neumair bereits durchklingen lassen. Dann aber ohne jede Vorwarnung, ganz so, wie im richtigen Leben.
Fotos: LRA/FFW/Klinikum