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Forum zur U6-Verlängerung: Neue Machbarkeitsstudie in Planung

„Wir stehen jeden Tag im Stau.“ Dr. Dietmar Gruchmann, Bürgermeister aus Garching, spricht aus, was viele Pendler im Großraum München plagt. Die Region boomt, die Einwohnerzahlen steigen und die Straßen sind häufig verstopft. „Wir alle sind uns einig, dass wir den Öffentlichen Personennahverkehr ausbauen müssen, damit wir mehr Verkehr von der Straße auf die Schiene bekommen“, sagt Landrat Josef Hauner. Eine Maßnahme, die bereits vor rund zehn Jahren einmal diskutiert wurde, wird jetzt wieder aktuell: die Verlängerung der U-Bahnlinie 6 über Garching hinaus in den Landkreis Freising. Eine aktualisierte Machbarkeitsstudie soll zeigen, ob das Projekt realisierbar ist.

 

Bei einem Forum im Landratsamt Freising kamen am Dienstag Vertreter aus den Städten und Gemeinden von Freising bis München, aus beiden Landkreisen sowie vom Bayerischen Verkehrsministerium, der Regierung von Oberbayern, MVV, MVG, Hochschulen, Flughafen München Gesellschaft und Regionalem Planungsverband zusammen, um sich über das Thema auszutauschen. Sie verständigten sich darauf, dass der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) einen Leistungskatalog erarbeiten soll, auf dessen Basis im ersten Quartal 2019 ein neues Gutachten zur Verlängerung der U6 in Auftrag gegeben werden kann.

 

„Nordallianz“ macht sich für das Projekt stark

Die Initiative war von der Gemeinde Neufahrn ausgegangen. „Wir greifen das Projekt erneut heraus, weil rasche Abhilfe dringlicher denn je erscheint“, sagte Bürgermeister Franz Heilmeier. Die Bürgermeister aus der sogenannten „Nordallianz Metropolregion München Nord“ (Neufahrn, Eching, Hallbergmoos, Ismaning, Oberschleißheim, Unterschleißheim, Garching und Unterföhring), die beiden Oberbürgermeister aus Freising und München und die beiden Landräte hatten einen gemeinsamen Brief an das Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr verfasst. „Wir wollten den Nutzen des Projekts auf verschiedenen politischen Ebenen deutlich machen“, so Heilmeier. Im Sommer 2018 hatte die damals zuständige Ministerin Ilse Aigner ihre Unterstützung zugesagt.

 

Vor knapp zehn Jahren hatte es schon einmal eine Untersuchung zur Verlängerung der U6 von Garching zur S-Bahnhaltestelle Neufahrn gegeben. Diese war an der Kosten-Nutzen-Berechnung gescheitert. Knackpunkt war die Streckenlänge, die immerhin rund sieben Kilometer betragen würde. Grundlage waren seinerzeit die Planungsdaten für das Jahr 2020. „Wer aber die Verkehrsentwicklung in den vergangenen zehn Jahren im Kopf hat, der weiß, seither hat sich einiges getan“, sagte Heilmeier. Der Verkehr habe „drastisch zugenommen“, sagte Harald Reents, Rathauschef aus Hallbergmoos. Weitere Firmen würden sich gern hier ansiedeln, zögern jedoch.  „Wir haben Anfragen von Global Playern, aber solange die Verkehrsinfrastruktur nicht verbessert ist, kommen die nicht“, betonte sein Kollege aus Garching, Dr. Gruchmann. Mittlerweile stehen die Entwicklungsprognosedaten für das Jahr 2030 zur Verfügung, die U6-Verlängerung ist im Regionalplan der Region München enthalten. „Es ist deshalb absolut sinnvoll, das Thema nochmals aufzurollen“, sagte Landrat Hauner.

 

Das große Ganze im Blick behalten

Doch diesmal wählt man einen anderen Ansatz. „Wir müssen das Thema ganzheitlich betrachten“, sagte Hauner. Echings Bürgermeister Sebastian Thaler warnte vor „Kirchturmdenken“, stattdessen solle man die „Gesamtlösung im Blick haben“. Darüber herrschte Konsens im Großen Sitzungssaal des Landratsamts. Bei einer neuen Machbarkeitsstudie gelte es, alternative Strecken zu prüfen, beispielsweise in Richtung Eching, Hallbergmoos oder Unterföhring. Wichtig sei es, eine wesentliche Entlastung der Straßen, eine zuverlässigere Anbindung des Flughafens und die Auswirkungen eines Ringschlusses auf das bestehende U-Bahnnetz zu prüfen. Die Linien U3/U6 seien schon jetzt überlastet, eine Verlängerung würde weitere Fahrgäste anziehen, gab Michael Schneider vom Landratsamt München zu bedenken. Die Maßnahme sei demnach nur in Verbindung mit einer Entlastungsspange U9 gut, die die Stadt München momentan plant. Einige Vertreter mahnten zudem an, die Optimierung der Mobilität müsse dringend mit der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum einhergehen.

 

Der Freistaat Bayern, der MVV und der Landkreis Freising haben sich schon bereit erklärt, sich an den Kosten für die Machbarkeitsstudie zu beteiligen. Ob für das Bauprojekt auch eine Förderung vom Bund zu erwarten ist, hängt vom Kosten-Nutzen-Faktor ab, der sich im Vergleich zur Untersuchung vor einigen Jahren vervielfachen müsste. Darum wurde die Forderung laut, die Kriterien dieser standardisierten Bewertung und den Verteilungsschlüssel der Mittel zu verändern. Bisher ist es deutlich leichter, an einen Zuschuss für ein Straßenbauprojekt zu kommen als für ein Schienenprojekt.

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