Seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine sucht das Landratsamt Freising kontinuierlich nach Objekten, die als Flüchtlingsunterkünfte dienen können. Auch das ehemalige Studierendenwohnheim an der Giggenhauser Straße in Freising war seit längerer Zeit im Gespräch. Im Sommer 2023 wurden mit dem Studierendenwerk München konkrete Gespräche über eine Übernahme geführt, zum Jahreswechsel 2023/24 konnte Sandra Schulenberg, Sachgebietsleiterin Asyl- und Flüchtlingsmanagement, mit ihrem Team mit den Renovierungsarbeiten loslegen. In weniger als zehn Monaten wurde das frühere Studierendenwohnheim in eine Unterkunft für Schutz- und Asylsuchende umgebaut, Teile davon waren schon früher bezugsfertig.
Das Gebäude war im Zeitpunkt der Übernahme vollständig vermüllt, Teile der Inneneinrichtung und des Mobiliars waren demoliert, das Dach war an zwei Stellen undicht. Fachliche Empfehlungen lauteten deshalb: „Nicht mehr reparabel – wegreißen und neu bauen“, erinnert sich Landrat Helmut Petz bei der offiziellen Schlüsselübergabe vergangene Woche. Doch das wäre nicht zielführend gewesen. Deshalb habe man das Objekt noch einmal „mit klarem Blick“ begutachtet und sich letztlich auf eine Sanierung verständigt – mit einer unmittelbaren Nutzung für Flüchtlinge und einer möglichen späteren Anschlussnutzung als Ziel. Petz weiter: „Wir hatten die richtigen Leute an der richtigen Stelle. Frau Schulenberg und ihr Team haben zusammen mit Generalunternehmer Dominik Neumeyr aus einer vermeintlichen Ruine ein schmuckes Anwesen an einem wunderschönen Platz direkt am Freisinger Moos gemacht.“
Besonders erfreulich sei dabei der Umstand, dass diese Renovierung weniger gekostet habe als der bloße Abriss des Gebäudes, so Landrat Helmut Petz. Der Neubau eines solchen Objekts hätte nach Aussagen von Sachverständigen einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag verschlungen. „Die vollständig vom Freistaat getragenen Renovierungskosten für die Unterkunft in der Giggenhauser Straße lagen dagegen in einem mittleren einstelligen Millionen-Bereich“, so Sandra Schulenberg. Selbst die Containeranlage an der Wippenhauser Straße, die aktuell zurückgebaut wird, sei für die Dauer von 19 Monaten teurer gewesen.
„Unser Anliegen war es, dieses Gebäude so herzurichten, dass auch eine Nachnutzung für Studierende und andere Bewohner möglich ist. Dieses Objekt ist Paradebeispiel dafür, wie man wirtschaftlich und nachhaltig agieren kann“, freute sich Sandra Schulenberg. So sei zum Beispiel auch die bestehende Heizung nach vier Jahren Ruhephase wieder in Betrieb genommen worden.
Die Unterkunft bietet Platz für 136 Einzelpersonen, die überwiegend einer Arbeit nachgehen, sowie weiteren 114 Bewohnern in 90 Familienzimmern. Rund um die Uhr kümmern sich zwei Sicherheitsmitarbeiter um das Objekt. Sandra Schulenberg: „Ein wesentliches Element sind die Besucherregelung und die Einhaltung der Ruhezeiten.“
Die ersten Personen sind am 4. November vergangenen Jahres in die sanierte Unterkunft eingezogen; aktuell leben 49 Bewohner im Objekt in der Giggenhauser Straße.