Eine Gruppe aus 73 Personen, mit Landrat Josef Hauner an der Spitze, machte sich am Donnerstag, 10. Oktober, in zwei Bussen auf den Weg zum Bodensee. Gegen Mittag setzte die Gruppe mit der Autofähre nach Konstanz über, wo sie vom dortigen Landrat Zeno Danner am Landratsamt empfangen wurde. 2015 hatte dessen Vorgänger Frank Hämmerle eine Delegation aus Konstanz nach Freising geführt, nun folgte der Gegenbesuch. „Es ist ein sehr guter Kontakt. Ich hoffe, dass wir uns noch öfter sehen“, sagte der erst kürzlich ins Amt gewählte Danner. „Danke, dass wir uns in Ihrem Landkreis umschauen dürfen, vor allem, um viel zu lernen“, betonte Landrat Hauner.
Allen voran über das „nagelneue Berufsschulzentrum“, das der Landkreis Konstanz in Radolfzell 2017 eröffnet hatte. Rund 48 Millionen Euro hat das Projekt gekostet, das nun quasi als „Anschauungsmaterial“ für die geplante Umgestaltung des beruflichen Schulzentrums an der Wippenhauser Straße in Freising diente. An Tag zwei der Reise besichtigten die Freisinger die neue Schule, an der derzeit über 1600 Schülerinnen und Schüler in 85 Klassen von 134 Lehrkräften in mehr als 40 Ausbildungsberufen unterrichtet werden. Elf Jahre dauerte es von den ersten Planungen bis zur Fertigstellung. Ab 2011 wurden drei Bauabschnitte nacheinander realisiert – im laufenden Betrieb. „Wir wollten keine Interimsmaßnahme haben“, erläuterte Schulleiter Norbert Opferkuch.
Bei einem Rundgang konnten sich die Gäste aus Bayern davon überzeugen, welch helles, freundliches und gut ausgestattetes Berufsschulzentrum entstanden war. Sie sahen sich unter anderem die Arbeits- und Lernbereiche der angehenden Schreiner, Gastronomen, Maler, aber auch Schneider an.
Dass Konstanz, das direkt an der Schweizer Grenze liegt, eine sehr junge Stadt ist, das konnte man bei einer Stadtführung erleben. Zahlreiche Familien sind dort unterwegs, viele davon mit dem Radl. Rund 17.000 der 86.000 Einwohner sind Studenten. Bekannt ist Konstanz durch das Konzil im Münster, bei dem in den Jahren 1414 bis 1418 die einzige Papstwahl auf deutschem Boden stattfand. Konstanz war im Mittelalter eine mächtige Handelsstadt, doch ihr Einfluss schwand. Heute ist der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.
Die Nähe zur Schweiz ist Fluch und Segen zugleich. Viele Schweizer kommen regelmäßig zum Einkaufen über die Grenze und beleben damit den Einzelhandel. „Viele Einheimische stöhnen aber auch, wenn samstags in der Innenstadt nichts mehr geht“, sagte Thorsten Leupold, der am Landratsamt Konstanz zuständige Abteilungsleiter. Die höheren Einkommen in der Schweiz verschärfen den Fachkräftemangel in der Region. Die Straßen sind verstopft, der Verkehr kommt manches Mal fast zum Erliegen.
Mit rund 2,5 Millionen Euro bezuschusst der Landkreis Konstanz den ÖPNV pro Jahr. Anders als in Freising, das zum MVV gehört, gibt es dort keinen landkreisübergreifenden Verkehrsverbund. Die Konstanzer betreiben dafür eine eigene Eisenbahnstrecke von 15 Kilometern Länge. Neun Kilometer sind Landkreiseigentum. Das Busnetz sei darauf ausgerichtet, immer den nächsten Bahnhof anzubinden, dafür werde jedes Dorf mit mindestens 300 Einwohnern stündlich angefahren, erläuterte Frank Dombrowski vom Landratsamt Konstanz.
Wer so viele Informationen über den Landkreis am Bodensee bekommt, will auch etwas davon sehen. Mit dem Schiff ging es zur Insel Mainau, wo es nicht nur ein Blütenmeer zu erleben gab, sondern auch die dortige Schlossanlage, die sich im Besitz der „Lennart-Bernadotte-Stiftung“ befindet. Mittelalterliches Flair und barocke Gebäude bot am letzten Tag der Reise die Stadt Meersburg, wo die Gruppe das Neue Schloss besuchte, ehe es mit den Bussen zurück nach Freising ging.